Eine Einladung, mit einem anderen Blick zu sehen.
Es gibt Menschen, die sind nicht dafür gemacht, zu funktionieren. Sie lauschen, während andere reden. Sie spüren, was unter der Oberfläche liegt. Und manchmal leiden sie daran, dass sie nicht wegsehen können, wenn etwas nicht stimmt. Hochsensible Menschen tragen eine andere Frequenz in sich – und damit auch einen anderen Zugang zum Leben. Vielleicht sind sie nicht zu empfindlich. Vielleicht ist es die Welt, die den feinen Tönen in dieser Hinsicht zu wenig Raum gibt.
Mit einem anderen Blick
Es gibt ein Buch, das man nicht laut liest. Mit einem anderen Blick – Zur geistigen Dimension des Autismus von Ulrike Geist. Ein schmales, leises Werk. Und doch wie ein Fenster in eine andere Welt.
Das Buch spricht vom Autismus – nicht im medizinischen Sinn, sondern als eine besondere Art, in der Welt zu sein. Und obwohl es nicht explizit um Hochsensibilität geht, berührt es doch vieles, was Hochsensible kennen: das Gefühl, nicht gemeint zu sein. Der tiefe Gerechtigkeitssinn. Die feine Wahrnehmung. Und die stille Verzweiflung, wenn das, was ist, nicht mit dem übereinstimmt, was wahr erscheint.
«Es ist, als würde man in einer anderen Frequenz leben – und lange glauben, man sei falsch, weil niemand sonst diese Töne hört.» Ulrike Geist
Zwischen Autismus-Spektrum und Hochsensibilität gibt es keine klare Linie. Aber es gibt Berührung – im feinen Wesen, in der Tiefe der Wahrnehmung, im Erleben einer Welt, die oft zu laut, zu schnell, zu widersprüchlich erscheint.
Auch im Human Design ist dieses Nicht-Gemeint-Sein ein zentrales Thema. Besonders Koordinatoren (Projectors) erleben sich oft als «nicht gesehen» – obwohl sie die Gabe haben, andere tief zu erkennen. Sie sind nicht dafür gemacht, konstant zu leisten oder sich durchzusetzen. Ihre Kraft liegt im Wahrnehmen, im Verstehen, im Spiegeln.
«Projectors are not here to work. They are here to guide the energy of others. But only when they are seen, when they are invited.» Ra Uru Hu
Allein zu wissen, welcher Typ ein Kind ist, kann Verständnis und Verbindung ermöglichen. Es zeigt: Jeder ist anders. Und das ist gut so.
Nicht anpassbar – und das ist gut so
Viele dieser Seelen – ob hochsensibel oder anders feinsinnig – können sich nicht anpassen. Sie können sich nicht verstellen. Nicht, weil sie trotzig wären, sondern weil ihre Natur nicht korrumpierbar ist.
Stell dir vor, jemand kommt mit einem tiefen Sinn für Wahrheit und Gerechtigkeit in diese Welt – und wird konfrontiert mit Oberflächen, mit Täuschung, mit Maya. Was braucht es, um das auszuhalten? Welche Schutzschichten müssen sich bilden? Welche Muster, welche Rückzüge?
Es gibt keine Zufälle - und so müssen wir uns fragen, welche Herausforderungen damit verbunden sind. Sie bringen etwas mit. Sie fordern uns heraus. Nicht durch Lautstärke – sondern durch ihr Dasein. Durch ihr Sein.
Besonderes statt defizitär
Wir dürfen sie nicht auf Einschränkungen reduzieren. Nicht auf Diagnose, auf Verhalten, auf Anderssein. Sie sind nicht defekt – sondern anders begabt. Der Heilpädagoge Henning Köhler spricht von «unzeitgemässen, besonderen Begabungsprofilen». Eine wunderbare Formulierung. Es geht nicht um Korrektur – sondern um Würdigung.
Unsere Aufgabe ist nicht, diese Menschen «passend» zu machen. Sondern ihnen zu helfen, ihren Weg zu finden – auf ihre Art. Und dabei verändert sich auch etwas in uns. Wir werden weicher. Wahrhaftiger. Menschlicher.
Was ist hier eigentlich normal?
Vielleicht ist nicht der Hochsensible das Problem.
Vielleicht ist es die Welt, die sich zu sehr von sich selbst entfernt hat.
Eine Welt, in der Menschen ihre innere Regung hinter Funktion verstecken.
Eine Gesellschaft, die das Nicht-Konforme fürchtet – weil sie Kontrolle will. Doch Leben lässt sich nicht kontrollieren.
Authentische Menschen lassen sich nicht vergleichen. Und das Lebendige lässt sich nicht normieren.
Raum geben
Es braucht nicht immer neue Systeme. Sondern neuen Raum.
Für Stille. Für Fragen.
Für das, was nicht sofort verstanden wird.
Raum geben.
Das ist es.
Zeit ermöglichen.
Ruhe einkehren lassen.
In einer überforderten Welt wird das zur eigentlichen Revolution: Still werden. Lauschen. Und dem, was lebt, wieder Würde geben.
Und was kommt?
Es gibt Kinder, junge Wesen, die nicht mehr passen.
Nicht in die Raster, nicht in die Systeme.
Sie kommen mit einer anderen Frequenz.
Und sie bringen etwas mit, das uns verwandeln könnte – wenn wir sie lassen.
Ra Uru Hu, Begründer des Human Design, sprach davon, dass mit dem Jahr 2027 eine neue Generation entsteht: die Rave-Kinder. Wesen, die nicht mehr als Einzel-Ichs leben, sondern in Gruppenwahrnehmung. In Feldern. In Verbundenheit.
Auch Rudolf Steiner beschrieb den kommenden Wandel. Die Wiederkunft des Christus, nicht als Person – sondern als Gegenwart im Ätherischen. In der Mitte zwischen Menschen. Dort, wo Liebe, Erkenntnis und Würde zusammenkommen.
Beide – Ra und Steiner – sprechen aus unterschiedlichen Welten.
Und doch sagen sie: Etwas verändert sich. Tief. Unaufhaltsam.
Vielleicht sind diese feinen Seelen nicht hier, um zu lernen, wie die Welt funktioniert.
Sondern um uns an das zu erinnern, was durch uns werden will.
Quellen und weiterführende Hinweise
– Ulrike Geist: Mit einem anderen Blick – Zur geistigen Dimension des Autismus
– Rudolf Steiner: Die Wiederkunft Christi im Ätherischen (GA 118, 130 u. a.)
– Ra Uru Hu: Rave Cosmology, The Global Cycles, Vorträge zu 2027
Foto von Christian Lambert auf Unsplash